18. Oktober 2004

                WESER KURIER

Beilage: WÜMME-ZEITUNG und OSTERHOLZER KREISBLATT

Malt „überirdisch-außerirdische" Fabelwesen, die zudem Erotik und 

Sinnlichkeit darstellen: 

Renate Vogel-Stelling. Ihre Arbeiten sind zurzeit in der Galerie Art 99 zu sehen.                                                                                                                                                                                                   

„Wellenweiber" entwachsen dem Meer

Die Malerin Renate Vogel-Stelling zeigt neue Arbeiten in der Galerie Art 99

       von unserer Mitarbeiterin  Donata Holz  

Worpswede. Als das stürmische Meer seine Wellen meterhoch gegen die Felsen schlug und sich die Schaumkronen überschlugen, hatte die Malerin Renate Vogel-Stelling die Vision von Figuren, die sich mit den Wellen bewegen und darin eintauchen. Später im Atelier entstanden dann die so genannten „Wellenweiber". Unter dem Titel ,überirdisch-außerirdisch?" zeigt sie in der Galerie Art 99 neue Bilder aus dem Zyklus.

Der Mensch stand von jeher im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Mit den „Wellenweibern" zeigt sie Wesen, die aus einer Symbiose von Natur und Figur entstanden sind - Fabelwesen von einer besonderen Sinnlichkeit.

Sie haben üppige Figuren und Formen, diese halb über- und halb außerirdischen Wesen, die sich über große Bildformate bewegen. Wie das Auf und Nieder der Wellen zeigt sich der Schwung ihrer Körper, ein Fließen durch das Wasser. Es sind anonyme Figuren, zwar sind ihre Köpfe erkennbar, aber sie haben keine Gesichter. Sie lassen sich von der Natur lenken, kommen sich dabei manchmal näher, um im nächsten Moment wieder auseinander zu schwimmen.

 

Der mythologischen Geschichte folgend wurde die Jungfrau Europa von Zeus in Gestalt eines Stieres über das Meer nach Kreta entführt. Renate Vogel-Stelling bringt eine ihrer „Wellenweiber" in Verbindung mit dem Stier, der sich hier kraftvoll und dynamisch auf die Figur stürzt. Beide bewegen sich in einem Meer von roten, schwarzen, gelben und orange Wellen, die die Dynamik ihrer Bewegungen hervorheben. Für die Arbeit mit den " Wellenweibern" hat die Malerin eine eigene Technik entwickelt, indem sie die Pinselstriche mit der Öl­farbe wie ein Flechtwerk über die Leinwand führt. Auf diese Weise entstehen je nach Lichteinfall und Standpunkt, unterschiedliche Schattierungen und Reflexionen. Manchmal setzt Renate Vogel-Stelling auch die reinen Strukturen den Bewegungen der Wellenweiber gegenüber, wie in einem vierteiligen Bild, das sich aus unterschiedlichen Formaten zusammensetzt.

Auch an anderer Stelle spielt die Künstlerin mit den Formaten, wenn sie ihre „ Wellen­weiber rund" zeigt. Hier kommt es zu drei kreisrunden Bildern, die so angeordnet sind, dass die beiden kleinen äußeren Gestalten die größere in der Mitte überlappen.

 

 Auf diesen Scheiben nun bewegen sich die Figuren im gleichen Rhythmus, und durch die Form kommt scheinbar eine zusätzliche Bewegung ins Spiel. Einige der .Wellenweiber" zeigen sich auch kopflos. Dann werden die üppigen Formen und Körper zu einem Inbild von Erotik und Sinnlichkeit. Gleichzeitig schildert die Künstlerin auch das „Wellenweib in der Evolution", wenn es ein neues Leben in sich trägt.

Bei vielen der Bilder dominieren die Farbtöne Blau und Rot, die in unterschiedlichen Abstufungen erscheinen. Blau, die Farbe des Wassers, der Treue und Romantik, steht der Farbe Rot, der Feuer, Leidenschaft und Erotik zugeordnet wird, gegenüber, wobei sie jeweils allein eine Komposition bestimmen und sich nicht in einem Bild begegnen. Nur manchmal setzt Vogel-Stelling einen Akzent in die monochrome Komposition, wenn sie etwa einen orange Fisch durch das Bild schwimmen lässt.

Die Ausstellung in der Galerie Art 99 im Kunstcentrum Alte Molkerei ist bis zum 18. November zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.